16 September 2005

Die Tassen-Theorie, Teil 10: Bottom-Up

Ich hab' den Yeti gesehen.

Also, nicht wirklich DEN Yeti. Aber was genauso Unglaubliches. Ich komme gleich darauf zurück.

Im fünften Teil hatten wir gelernt, dass Wissen sich in Hierarchien prinzipiell nur von oben nach unten verbreitet. Jedenfalls in Affenhorden. Beim Menschen liegt die Sache angeblich weniger eindeutig, weshalb Management-Trainer zwei konkurrierende Prinzipien der Wissenweitergabe erfunden haben. Besser gesagt: sie haben für zwei ziemlich alte Hüte schöne neudeutsche Namen erfunden.

1. Das Top-Down-Prinzip, ursprünglich Hackordnung, preussische Disziplin, Befehlskette oder Order-de-Mufti: Der Chef sagt, wo's lang geht, alle anderen machen.

2. Das Bottom-Up-Prinzip, aka Ursuppe, aka Evolution, aka Commune, aka Grassroots: im allgemeinen Gewimmel ensteht viel Neues. Und wenn es was taugt, setzt es sich durch. Bis an die Spitze.

Ich gebe zu, ich war bisher eher skeptisch, was die Wirksamkeit des Prinzips Ursuppe in grösseren Unternehmen angeht. Aber ich wurde bekehrt. Ich habe heute morgen mein Damaskus erlebt.

Womit wir wieder beim Yeti wären. Der natürlich gar kein Yeti war, sondern ein CD. Für alle, die nicht in der Werbung arbeiten: das heisst Creative Director und bezeichnet einen Posten ziemlich nahe am oberen Ende der Nahrungskette.

Diese Führungskraft räumte ihr Kaffeegeschirr in die Spülmaschine. Tasse, Untertasse und Teller. Freiwillig.

Und darauf ist er mit Sicherheit nicht von alleine gekommen. Er muss es bei einem der rangniederen Probanden beobachtet haben (am Ende sogar bei der gelehrigen Praktikantin aus Teil 5).

Was für ein Triumph des Bottom-Up-Prinzips. Was für ein Hoffnungsschimmer für die Geknechteten aller Länder. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - wenigstens vor der Spülmaschine.

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