15 September 2005

Die Tassen-Theorie, Teil 9: Von Pavlov zu Maslow

Nach anfänglichem Spott (s. Teil 8) hat sich das neue Schild als echter Turbo-Motivator erwiesen. Und das fällt nicht nur mir auf. Ich protokolliere ein Teeküchengespräch (von vielen ähnlichen):

Mitarbeiterin 1 brüht sich einen Tee auf.
Mitarbeiterin 2 betritt die Küche.

Mitarbeiterin 2: Wow. Das is' ja so sauber hier.

Mitarbeiterin 1: Kannste mal sehen, was man mit der Androhung von schlechtem Sex alles erreichen kann.

Beide kichern. Und hinterlassen die Küche so tadellos, wie sie sie vorgefunden haben.


Ich klopfe mir innerlich heftig auf die Schulter und beginne, an Wunder zu glauben. Oder wenigstens an die moderne Verhaltensforschung.

Denn was meine Probanden nicht ahnen: Das Hinweisschild macht sich auf subtile Weise die Maslowsche Bedürfnispyramide zunutze. Welche besagt, dass zivilisatorisch hochwertige Bedürfnisse (wie Spülmaschineneinräumen) erst dann als dringlich empfunden werden, wenn kreatürliche Grundbedürfnisse (wie z.B. Sex) befriedigt sind.

Mit anderen Worten: meine Probanden interessieren sich nur dann für die Spülmaschine, wenn sie a) bereits Sex hatten oder b) sich vom Einräumen Sex erhoffen dürfen.

Nach der blitzblanken Küche zu urteilen, herrscht hier im Moment entweder eine allgemeine, tiefe Befriedigung. Oder eine ziemlich heftige Erwartungshaltung was das amouröse Potential der näheren Zukunft begrifft.

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