22 September 2005

Die Tassen-Theorie, Teil 12: Selbst ist der Versuch

Deutschland ist desorientiert, auch vier Tage nach der Wahl. Und warum sollte es in unserer Teeküche anders sein? Der Macho-Trend ist abgeflaut, die meisten Probanden sind zu ihrem üblichen Trott zurückgekehrt.

Allerdings mit einer spürbaren Resignation:

Ein Kollege steht satte 10 Minuten in der Küche und starrt teilnahmslos auf den Kaffee-Automaten, unfähig, sich zwischen "Schwarz", "Milch" und "Zucker" zu entscheiden.
Schließlich lässt er seine Tasse stehen und trollt sich unverichteter Dinge. Im Türrahmen hält er noch einmal inne, blickt zurück zu seiner Tasse und murmelt dann halblaut: Ob ich die jetzt einräume oder nicht ... wen juckt's?


Kein Wunder. Schließlich sind wir alle seit Sonntag wieder um eine Illusion ärmer. Du dachtest, auf deine Stimme kommt es an? Willkommen in der Realität!

Solange dieses lähmende Machtvakuum anhält, werde ich meine Probanden jedenfalls mit weiteren Experimenten verschonen.

Stattdessen starte ich einen gewagten Selbstversuch: Ich entferne mich bewusst aus meinem Arbeitsbiotop, und zwar für gute zwei Wochen. Und wenn ich dann wiederkomme, schau'n wir mal, ob sich meine Weltsicht aufgehellt hat.

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